Rhodos Journal


Großherzige Freude über den Sieg des Lebens

Jedes Jahr wird in der orthodoxen Osternachtsliturgie überall in der Welt die folgende Predigt des Kirchenvaters Johannes Chrysostomos (+407) vorgelesen. Aus dieser Predigt läßt sich ein wenig herausspüren, welche Freude über die Auferstehung in den Herzen orthodoxer Gläubiger lebt.

Wer fromm ist und Gott liebt, erfreue sich an dieser schönen und glanzvollen Feier. Wenn jemand ein wohlgesinnter Knecht ist, gehe er fröhlich ein in die Freude seines Herrn. Wer sich beim Fasten bemüht hat, empfange jetzt seinen versprochenen Dinar. Wer von der ersten Stunde an gearbeitet hat, empfange heute den gerechten Lohn. Wer zur dritten Stunde gekommen ist, soll dankbar feiern. Wer erst zur sechsten Stunde zu arbeiten begann, verzage nicht, denn er wird nichts einbüßen. Wer bis zur neunten Stunde säumte, der trete unbesorgt herzu und ohne Furcht. Wenn jemand erst zur elften Stunde kam – er ängstige sich nicht ob seiner Saumseligkeit.

Denn freigiebig ist der Herr des Weinbergs, den Letzten nimmt er an wie den Ersten. Er erquickt den, der um die elfte Stunde gekommen ist, ebenso wie den, der von der ersten Tagesstunde an gearbeitet hat. Dem Letzten erweist er sich gnädig, dem Ersten zeigt er sich freundlich. Jenem gibt er, diesem schenkt er. Die Arbeit nimmt er an und der gute Wille ist ihm lieb. Die Tat ehrt er, die Absicht lobt er. Also gehet alle ein in die Freude des Herrn!

Ihr Ersten und ihr Letzten, empfanget den Lohn! Ihr Armen und ihr Reichen, jubelt miteinander! Ihr Ausdauernden und ihr Saumseligen, ehret diesen Tag! Die ihr gefastet habt und die ihr nicht gefastet habt, freut euch heute! Der Tisch ist reichlich gedeckt, genießet alle. Das Kalb ist geschlachtet, niemand gehe hungrig hinaus. Labt euch alle am Gastmahl des Glaubens. Freut euch alle am Reichtum seiner Güte. Niemand klage über seine Armseligkeit, denn erschienen ist das Reich, das allen offensteht. Niemand lasse sich lähmen durch seine Verfehlungen, denn Vergebung ist aufgestrahlt aus dem Grab. Niemand fürchte den Tod, denn des Erlösers Tod hat uns befreit.

Er, der vom Tod umfangen ward, hat ihn vernichtet. Er, der zur Unterwelt hinabkam, hat ihr die Beute entrissen. Bitterkeit ließ er erfahren den Tod, der ihn verschlingen wollte. Dies sah Jesaja voraus, als er ausrief: "Der Tod ward voller Bitterkeit, als er dir dort unten begegnete". Voller Bitterkeit ward der Tod, denn er ward überwunden. Voller Bitterkeit ward er, denn er ward gefesselt. Einen Menschenleib nahm er, doch an Gott geriet er. Erde nahm er, auf den Himmel traf er! Er nahm, was er sah, und kam zu Fall durch das, was er nicht sah. Auferstanden ist Christus, und niedergeworfen, Tod, bist du! Auferstanden ist Christus, und gefallen sind die Dämonen.

Auferstanden ist Christus, und es freuen sich die Engel! Auferstanden ist Christus, und das Leben herrscht! Auferstanden ist Christus, und von den Toten ist keiner mehr im Grabe. Denn Christus ist von den Toten auferstanden als Erstling der Entschlafenen. Ihm sei die Ehre und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Wie schön, wenn man sich von dieser Freude anstecken lassen kann!

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