Rhodos Journal


Weihnachten 2002
Vom 26.12.2002 bis 02.01.2003 war ich das erste mal völlig außerhalb der Tourismussaison auf Rhodos. Freunde besuchen war angesagt. Meine Frau konnte aus geschäftlichen Gründen nicht mitfahren, also flog ich mit einem Freund, der ebenfalls schon über 20 Jahre seinen Urlaub auf Rhodos verbringt.
Die Vorfreunde meinerseits und die meiner Freunde auf Rhodos war groß. Meine Erwartungen für diesem Aufenthalt wurden mehr als übertroffen - griechische Gastfreundschaft pur begegnete uns -. Das soll nicht heißen, dass das seit 1980 nicht der Fall gewesen wäre, aber unsere Freunde haben eben Zeit gehabt, was sie wärend der Saison natürlich nicht in diesem Maße haben.
Wetter
RegenbogenAber, wo soll man anfangen, wenn man noch gar nicht weiß, wie man die ganzen Eindrücke einer kurzen Woche sortieren soll? Fangen wir wie üblich am besten mit dem Wetter an. Rhodos - die Sonneninsel mit 300 Sonnentagen pro Jahr – bescherte uns die restlichen Tage dieser Statistik - nicht nur im Dezember, sondern auch teilweise schon im Oktober -.

Brandung in FalirakiEs gab viel Regen und Sturm, besonders in der Nacht. Kalt war es nicht, die Temperaturen bewegten sich meist Tag und Nacht um die 17 Grad. 11 Grad war das Niedrigste. Zum Erfrieren war es also nicht. Zwei Tage dieser knappen Woche waren einmal etwas aufgeheitert, was wir aber auch nicht so richtig ausnutzen konnten, da ..., aber dazu später.
Natur
WeihnachtssternKommt man aus Deutschland, wo die Natur ihr Wachstum schon lange eingestellt hat und alles nur noch braun und grau, ohne Blätter, geschweige denn Blumen ist, präsentiert sich einem Rhodos um grünen Gewand.
Weihnachtsstern Selbst Anfang Mai, die frühste Jahreszeit in der wir auf der Insel waren, ist es dagegen nicht so grün. In den Olivenhainen sind die Wiesen saftig grün. Ein Grün, das selbst bei schlechtem Wetter leuchtet. Andere Gegenden blühen wild mit gelben Blumen auf den Feldern. Nur wenige Gehölze verlieren ihr Laub. Olivenbäume, Oleander, Hibiskus und vieles mehr stehen im Saft, wie im Sommer. Die Bougainvillea blüht meist noch, Rosen blühen und vor allen Dingen die Weihnachtssterne, die man um diese Zeit in Deutschland als Topfpflanzen kennt, bilden in Gärten und Straßen als meterhohe Bäume rote Farbinseln.
Auch die Olivenernte war noch im Gange, da es dieses Jahr Oliven im Überfluß gab.
Wiesen
Grüne Wiesen
Wiesen
Frühling in den Alpen oder Rhodos im Winter?
Zitronen
Zitronen- und Orangenbäume mit der schweren Last reifer Früchte bilden einen zusätzlichen Farbreiz in der Landschaft.
Zitronen
Auch hier in der Strandtaverne blüht es noch.
Allgemeiner Eindruck
Anis Marias im WeihnachtsgewandSchon auf den ersten paar Kilometern vom Flughafen fällt einem die üppige Weihnachtsdekoration sowohl der Gemeinden als auch der Privathäuser auf. Lichtergirlanden umspannen die Häuser, in den Ortschaften wird man mit Leuchtschriften über den Straßen "kala christougenna" und "chronia pola" empfangen. Neben den Eingängen vieler Häuser stehen fast mannshohe, beleuchtete Plastiknikoläuse. Irgendwie mutet die Dekoration etwas amerikanisch an. Na ja, nicht wenige Griechen waren lange Jahre in Amerika oder Australien. Selbst auf der Nationalstraße zwischen Rhodos Stadt und Faliraki war jeder zweite Lichtmast mit zwei großen Leuchtsternen geschmückt.

Kiosk mit WeihnachtsartikelnWer denkt, Rhodos wäre ohne Touristen tot, der täuscht sich. In Rhodos Stadt und in den Dörfern herrschte ein Treiben und ein Verkehr, der während der Touristensaison nicht geschäftiger sein könnte. In Rhodos Stadt war am 31.12. fast kein Parkplatz zu bekommen. Selbst in den kleinsten Dörfern musste man nach einem solchem suchen. Natürlich lag das auch an den Feiertagen. Jeder suchte Geschenke und kaufte Lebensmittel für die Festtage ein.
Diese Geschäftigkeit liegt auch daran, dass ein Großteil der in der Tourismusbranche arbeitenden Bevölkerung im Winter keine Arbeit hat. Somit bleibt viel Zeit für andere Dinge.
Auch Faliraki war keineswegs so tot, wie ich es mir vorgestellt hatte. Geschäfte, Bars und Restaurants waren zwar durchweg geschlossen, aber Autoverkehr war überall. Tavernenbesitzer schauten nach dem Rechten oder renovierten ihre Lokale, der Periptero auf der Hauptstraße war geöffnet und auch ein Nachtleben gab es noch. Dieses beschränkte sich zwar meines Wissens auf drei geöffnete Lokalitäten - eine Bar, eine Disko, die im Winter ein kleiner Bousoukia-Nightclub ist und dem Nightclub mit – vorsichtig ausgedrückt - "Tabledance" -.
Die Festtage
Das orthodoxe Weihnachten unterscheidet sich von unserem doch etwas. Es hat trotz aller Dekoration und Feierlichkeiten bei weitem nicht die Bedeutung wie bei uns in Deutschland. Das größte kirchliche Fest in Griechenland ist und bleibt Ostern. So wird zwar Weihnachten auch am 25. Dezember gefeiert. Hier trifft sich die Familie zu einem großen Festessen und die Kinder bekommen Geschenke. Dies ist aber mehr oder weiniger aus der nichtorthodoxen Welt übernommen worden. Eigentlich bringt die Geschenke "Agios Vasilis" am 1. Januar. Mittlerweile hat es sich so eingebürgert, dass die Kinder zweimal beschenkt werden. Am 25. Dezember bekommen sie Geschenke von den Eltern und am 1. Januar von den Verwandten, hier meist Geldgeschenke.

VasilopitaEin wichtiges Ritual ist auch der Weihnachtskuchen, die "Vassilopita". Am 1. Januar oder auch schon in der Sylvesternacht nach 24 Uhr wird diese angeschnitten. In dem Kuchen wird eine Münze eingebacken. Wer die Münze in seinem Kuchenstück hat, ist der symbolische Beschützer der Familie für das kommende Jahr. Beim Anschnitt des Kuchens hat die Vergabe der Stücke eine ganz bestimmte Reihenfolge. Das erste Stück ist für Christus, das zweite für Maria, dann kommt eines für den Großvater, dann das Familienoberhaupt, dann seine Frau, das älteste Kind, die anderen Kinder, Verwandte, die Gäste nach Alter usw. Vasilopita

Bei den Freunden, bei denen wir gefeiert haben, hatte keiner der Anwesenden die Münze in seinem Kuchenstück. Vorsichtig haben wir geschaut, wo sich die Münze versteckt hatte. Sie war in dem Stück für Christus. Die Familie war zufrieden. Sie wird 2003 von Christus beschützt.

Am 1. Januar wird dann ab Mittag wieder mit der Familie und Freunden mit einem großen Essen gefeiert. Wir waren natürlich auch eingeladen, aber dazu in dem nächten Beitrag ...
KrippeUnter anderen gibt es in der Nähe von Maritsa "lebende" Krippen. Dort stellen Kinder die heilige Familie dar und lebende Tiere (Esel, Ziegen, Hühner) bevölkern das Szenario. Auch wird dort von Gemeindemitgliedern Tee ausgeschenkt und, wie könnte es anders sein, Souvlakia werden gegrillt. Uns hatte natürlich, an dem Tag als wir in Maritsa waren, wieder das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es regnete und somit war alles geschlossen.
Krippe
Brunnen der Krippe
Krippe
An dem trüben Bild läßt sich das Wetter erahnen.
Wo und wie wir überall gefeiert haben, eingeladen waren und weggegangen sind, können sie unter "Geschichten" nachlesen.
Achtung!
Es ist keine Geschichte für Genußverweigerer und Antialkoholiker ;-)
zurück


[ HOME ]